Crespo Foundation

Ausstellung

After Nature . Ulrike Crespo Photography Prize 2024

Die Ausstellung zeigt die Arbeiten der Preisträger:innen des „After Nature . Ulrike Crespo Photography Prize 2024“, den wir zusammen mit C/O Berlin vergeben.

After Nature Prize

Öffnungszeiten
hier

Laufzeit
28. Februar—25. Mai 2025

Ort
Crespo Open Space, Weißfrauenstraße 1—3, 60311 Frankfurt

Kosten
Eintritt frei

Laura Huertas Millán (*1983, Kolumbien) und Sarker Protick (*1986, Bangladesch) sind die Preisträger:innen des „After Nature . Ulrike Crespo Photography Prize 2024“.

Ihre Doppelausstellung „Curanderxs“ (Laura Huertas Millán) und „অঙ্গার . Awngar“ (Sarker Protick) war bis Januar 2025 bei C/O Berlin zu sehen und kommt nun in den Crespo Open Space.

Mit dem „After Nature. Ulrike Crespo Photography Prize“ haben wir zusammen mit C/O Berlin ein Format initiiert, das jährlich zwei Projekte fördert, die in Fotografie und visuellen Medien neue Sichtweisen auf die Natur eröffnen. Die im Kontext des Preises entstehenden Arbeiten schärfen den Blick für komplexe globale Zusammenhänge und laden das Publikum dazu ein, vermeintliche Gewissheiten infrage zu stellen: Wann haben wir gelernt, die Folgen massiver Eingriffe in die Landschaft zum Abbau von Rohstoffen auszublenden? Woher kommt die Vorstellung, frei über die Natur und die Menschen, die sie bewohnen, verfügen zu dürfen?

Zur Jury gehörten Lewis Chaplin (Mitgründer, Loose Joints Publishing), Martin Guinard (Kurator, LUMA Arles), Hajra Haider Karrar (Kuratorin, SAVVY Contemporary), Iris Sikking (Kuratorin Fotomuseum, Den Haag), Olga Smith (Newcastle University) sowie Christiane Riedel (Vorständin, Crespo Foundation), Sophia Greiff (Co-Programmleitung, C/O Berlin Foundation) und Katharina Täschner (Junior-Kuratorin, C/O Berlin Foundation). Die Entscheidung fiel einstimmig und erfolgte auf Basis der Nominierungen von 15 internationalen Expert:innen.

Laura Huertas Millán

Laura Huertas Millán (*1983, Kolumbien) ist Künstlerin und Filmemacherin. Sie wurde an der Université PSL (SACRe-Programm) in Paris promoviert und hat in diesem Rahmen am Sensory Ethnography Lab der Harvard University geforscht. Ihre Filme waren auf führenden Festivals vertreten, unter anderem beim Filmfestival von Locarno, dem FIDMarseille, Doclisboa in Lissabon und Videobrasil in São Paulo. Das MASP São Paulo, das Maison des Arts de Malakoff und das Museum of Modern Art in Medellín zeigten Einzelausstellungen ihrer Arbeiten. Zudem waren ihre Arbeiten im Centre Pompidou und im Jeu de Paume in Paris, im Guggenheim Museum in New York, auf der Times Art Berlin und der Liverpool Biennale, FRONT International – Cleveland Triennial for Contemporary Art, der Videonale in Bonn und der Sharjah Biennale zu sehen. Sie lebt und arbeitet in Frankreich.

Arbeiten in „Curanderxs“

Der Film gibt Einblick in die verschlungenen Erinnerungen von Cristóbal Gómez Abel (Bora/Murui-Muina), der in den 1980er-Jahren für das Drogenkartell von Evaristo Porras Ardila im kolumbianischen Amazonas arbeitete. Mit ihrer Kamera folgt die Künstlerin Gómez Abel durch die Ruinen der Villa des Drogenbosses, die der Residenz des Öl-Magnaten Blake Carrington aus der amerikanischen Soap Der Denver Clan nachempfunden ist. Durch die Kombination ihres über sieben Jahre hinweg angefertigten 16-mm-Filmmaterials mit Found Footage kontrastiert Laura Huertas Millán eine Erzählung über Exzentrik, Macht und Geld mit Themen wie Trauma, Erlösung und der Suche nach Identität. Während die Villa im Amazonas verfällt, bleiben die Strukturen des Narcokapitalismus bestehen und setzen die koloniale Gewalt gegen Mensch und Natur fort.

Das Verbot der Kokapflanze ist ein zentrales Thema in Laura Huertas Milláns Arbeit. Bei ihren Recherchen über die Kriminalisierung der Pflanze während der spanischen Kolonialisierung Südamerikas stieß die Künstlerin auf Inquisitionsdokumente aus Peru und Kolumbien, in denen mehrere Frauen erwähnt wurden, die am illegalen Vertrieb der Kokapflanze beteiligt waren. Einige dieser Prozesse drehten sich um den Kokahandel, während andere die Pflanze mit Hexerei, Wahrsagerei und als subversiv wahrgenommenen queeren Identitäten in Verbindung brachten. Curanderxs ist eine spekulative Fiktion, die sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart spielt. Sie imaginiert wie Wiederauferstehungen einiger dieser verurteilten Femmes,* die zurückkehren, um uns heimzusuchen. Mit Verweis auf die Archive, die vornehmlich die Perspektive der Kolonisator:innen wiedergeben, spielt Huertas Millán mit den visuellen Codes des Stummfilms, um denjenigen eine Stimme zu geben, deren Geschichten nie geschrieben wurden.

*Femme ist eine (Selbst-)Bezeichnung lesbischer oder queerer Personen, die feminin auftreten.

Sarker Protick

Sarker Protick (1986, Bangladesch) ist Fotograf, Dozent und Kurator. Er hat am South Asian Media Institute – Pathshala in Dhaka studiert, wo er heute als Direktor des internationalen Programms tätig ist. Zudem ist er Co-Kurator des Chobi-Mela-Festivals, des am längsten bestehenden Fotofestivals in Asien. Seine Arbeiten thematisieren häufig verschiedene Ebenen von Zeitlichkeit und sind in Bangladesch und der historischen Region Bengalen angesiedelt. Sie werden in internationalen Ausstellungen gezeigt und erhielt verschiedene Stipendien und Preise, unter anderem war er Foam Talent und erhielt den Magnum Foundation Fund. Er lebt und arbeitet in Dhaka, Bangladesch.

Arbeiten in „অঙ্গার . Awngar“

Die nach Lord Hardinge, dem damaligen Vizekönig von Britisch Indien, benannte stählerne Eisenbahnbrücke wurde zwischen 1910 und 1915 errichtet. Sie zeugt von den kolonialen Ingenieursleistungen, vom Einsatz von Stahl und der Mobilität durch den Schienenverkehr. Vor diesem Hintergrund stehen Sarker Proticks Bilder nicht nur für eine Eisenbahnbrücke, sondern auch für das schiere Gewicht der unsichtbaren Strukturen, die dem global Rohstoffhandel zugrunde liegen. Zudem rufen sie durch ihre starken Kontraste und die Fragmentierung baulicher Strukturen die Bildsprache des Neuen Sehens auf und erinnern insbesondere an Germaine Krulls Portfolio Métal aus dem Jahr 1928.

Seit 2022 beschäftigt sich Sarker Protick im Rahmen des Projekts Crossing mit der Eisenbahn im östlichen Bengalen. Einst Teil von Britisch Indien, wurde diese Region ab 1947 erst zu Ostpakistan und 1971 schließlich zu Bangladesch. Diese wechselhafte Geschichte durchzieht die meist menschenleeren Fotos und zeigt sich besonders deutlich in den Details: So zum Beispiel in einer Uhr mit dem Logo der Eastern Bengal Railway aus dem Jahr 1961 oder dem schweren Gerät in einer Eisenbahnwerkstatt, das in Manchester, Großbritannien, hergestellt wurde.

Mit einer Tiefe von 613 Metern ist das Chinakuri Kohlebergwerk das tiefste Untertagewerk in Indien. An der Oberfläche deutet nur wenig auf den unterirdischen Kohlabbau hin. In dieser Serie fotografiert Sarker Protick die Vegetation, die Stromtrassen, Abluftschächte und entlegene Zufahrtswege in der Umgebung des Chinakuri Kohlebergwerks und anderer Minen der Region. Wenngleich die entstandenen Landschaften ein gänzlich anderes Bild als die staubigen Brachen des offenen Tagesbaus zeigen, sind sie doch ebenso durch den Bergbau geprägt.

Auch in Film und Ton reflektiert Sarker Protick die Zeitlichkeit des Bergbaus. In langen, kontemplativen Einstellungen zeigt er den offenen Tagebau in Asansol und Dhanbad, wo Bagger und Bohrer als Akteure in einer kargen Landschaft auftreten. Sie graben sich tief in die Erde ein und fördern die Kohle zutage, die vor 300 Millionen Jahren entstanden ist. Proticks Bilder und Klanglandschaften vermitteln ein Gefühl für die sich wiederholenden Abläufe eines niemals endenden Betriebs, der durch die stetige Abfolge von 8-Stunden-Schichten aufrechterhalten wird. Der Film endet mit Szenen aus Jharia, Indiens größtem Kohlerevier, wo unterirdische Kohlebrände seit mehr als einem Jahrhundert lodern. Diese Brände zeugen von der Beständigkeit destruktiven Handelns im industriellen Zeitalter, das im Vergleich zu den Zeitskalen der Geologie wie ein Wimpernschlag erscheint.

Jurystatements

„Laura Huertas Milláns Mehrkanalinstallation verspricht eine lebendige Begegnung mit der Kokapflanze. Dieses Gewächs, dessen Inhaltsstoffe Hauptbestandteil der Droge Kokain sind und das daher meist ausschließlich mit Kriminalität und Drogensucht in Verbindung gebracht wird, spielte in indigenen Gemeinschaften traditionell eine besondere Rolle. Indem sie die Pflanze erneut auf ein Podest stellt, hofft Millán, deren einseitige Wahrnehmung zu überwinden und eine vergessene Geschichte ihres Heimatlandes Kolumbien wieder lebendig werden zu lassen. Die Jury ist fest davon überzeugt, dass es Millán mit ihrem vielschichtigen visuellen Ansatz gelingen wird, diese Geschichte eindrucksvoll zu veranschaulichen.“

Iris Sikking
Kuratorin, Fotomuseum Den Haag

„Das preisgekrönte Projekt von Sarker Protick könnte für ökologische Fragen kaum von größerer Bedeutung sein. Es veranschaulicht die historische Rolle der Kohle als Energiequelle für die erste fossile Energiewirtschaft der Welt und als Auslöser des Klimawandels. Mit einer ebenso poetischen wie präzisen Bildsprache untersucht Sarker Protick die eng verbundenen Geschichten des Anthropozäns, des britischen Imperialismus und des Rohstoffabbaus auf dem indischen Subkontinent.“

Olga Smith
Newcastle University

Öffnungszeiten

Ausstellung
28.02.–25.05.2025

Samstag und Sonntag 11 bis 18 Uhr
Dienstag und Mittwoch geschlossen
Montag, Donnerstag und Freitag 14 bis 20 Uhr

Aufgrund von Veranstaltungen bleibt die Ausstellung an den folgenden Tagen leider geschlossen:
7.3., 8.3., 9.3., 14.3., 24.3., 5.5.25

Zur Nacht der Museen am 10.5. werden wir voraussichtlich bis 1 Uhr geöffnet haben.

Vernissage
Do., 27.02.2025, 18 Uhr
Eintritt frei

Download Medien

Das Begleitheft zur Ausstellung steht demnächst sowohl als zweisprachige (deutsch/englisch) Version als auch in „Leichter Sprache“ zur Verfügung.

Partner:innen

Der „AFTER NATURE. Ulrike Crespo Photography Prize“ wird ab 2024 von der Crespo Foundation und der C/O Berlin Foundation vergeben. Die C/O Berlin Foundation setzt das Projekt als Ausstellungshaus für Fotografie und visuelle Medien um.

Ansprechpartner

Ben Livne Weitzman
Crespo Foundation

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